Wie du wahrscheinlich bemerkt hast, habe ich in meinen bisherigen Beiträgen viel über Belohnung geschrieben. Das liegt daran, dass im sogenannten „positiven Hundetraining“ die positive Verstärkung das Mittel der Wahl ist, um einem Hund ein Verhalten beizubringen und dieses auf ein Signal hin abrufbar zu machen oder erwünschtes Verhalten zu fördern.
Positive Verstärkung bedeutet, dass dein Hund dafür, dass er etwas macht, etwas für ihn Angenehmes bekommt, und deshalb das Verhalten immer öfter zeigt. Wichtig ist dabei, dass das Timing beim Training passt und die Belohnung wirklich eine Belohnung für deinen Hund ist. So kannst du deinem Hund Signale beibringen, Ruhe fördern, ihn lehren abzuwarten und vieles mehr.
Für mich heißt positives Hundetraining auch, dass ich so mit dem Hund arbeite, dass erwünschtes Verhalten gefördert wird und unerwünschtes möglichst wenig auftritt. Das heißt nicht, dass ich etwas, das der Hunde nicht tun soll, durch Strafe „unterbinde“, sondern dass ich solche Bedingungen schaffe, dass das unerwünschte Verhalten möglichst wenig auftritt. Zum Beispiel, indem ich Schuhe vorsorglich wegräume, damit mein Welpe gar nicht auf die Idee kommt, sie zu zerbeißen. Oder indem ich zu anderen Hunden den nötigen Abstand halte, wenn mein Hund die Tendenz hat sie anzubellen, solange bis wir durch Training die Distanz verringern können.
Es kann aber auch heißen, dass ich meinen Hund so gut beobachte, dass ich erkenne, wann sich eine Situation so entwickelt, dass er wahrscheinlich gleich losrennt, -bell oder ähnliches. Vor jedem unerwünschten Verhalten zeigt ein Hund nämlich noch erwünschtes. Wenn ich letzteres fördern kann, wird ersteres immer weniger auftreten.
Manche Hundetrainer*innen arbeiten damit, dass sie unerwünschtes Verhalten provozieren, um es dann wieder korrigieren zu können. Sie gehen zum Beispiel mit einem Hund nahe an einen anderen, damit er losbellt und bestrafen ihn dann dafür. Diese Methode hat die Nebenwirkung, dass dein Hund das unerwünschte Verhalten immer wieder übt. Er bellt den andern Hund immer wieder an und wird dann korrigiert, bis er aufhört zu bellen. Die Korrektur ist etwas für deinen Hund unangenehmes, sonst würde er nicht mit dem Bellen aufhören. Das kann bei verschiedenen Trainer*innen von bedrohlicher Körperhaltung bis körperlicher Schmerzzufügung gehen.
Ich persönlich finde es nicht fair, einen Hund bewusst in eine Situation zu bringen, die bei ihm das unerwünschte Verhalten auslöst (weil er noch keine andere Strategie kennt), und ihn dann dafür zu bestrafen. Das beschädigt das Vertrauen deines Hundes in dich. Er weiß bisher nicht, wie er anders mit der Situation umgehen kann. Statt es ihm zu zeigen, wird er immer wieder von dir in die unangenehme Situation gebracht, um dann eine ebenso unangenehme Strafe von dir zu erfahren. Nicht nur der andere Hund ist dann unangenehm, sondern auch seine Vertrauensperson fügt ihm etwas Negatives zu, statt ihn zu unterstützen und einen anderen Ausweg zu zeigen. Das ist nicht förderlich für eine vertrauensvolle Beziehung.
Ein weiterer Punkt im positiven Hundetraining ist für mich, dass es bedürfnisorientiert ist. Das heißt, dass auf die Bedürfnisse des Hundes und des Menschen Rücksicht genommen wird. Das ist sehr wichtig, denn wenn Bedürfnisse unerfüllt sind, fühlen sich Hund und Mensch nicht wohl. Und wer sich nicht wohlfühlt, wird schnell ungeduldig, gereizt, gestresst, unaufmerksam und ablenkbar. Unter diesen Bedingungen wird unerwünschtes Verhalten wahrscheinlicher und effektives Training unwahrscheinlicher. Es ist daher essentiell den Hund in der Gesamtheit seiner Bedürfnisse und Verhaltensweisen zu betrachten und den Alltag insgesamt passend zu gestalten. Dann doktert man nicht an Symptomen herum, sondern kann die Ursachen unerwünschten Verhaltens bearbeiten. Oftmals geht es dabei nicht nur um das Training von Signalen, sondern darum die Emotionen des Hundes in bestimmten Situationen und dadurch sein Verhalten zum Positiven zu verändern.
Gut gemachtes, bedürfnisorientiertes und positives Hundetraining schafft so mehr Wohlbefinden für alle. Es trägt durch Verständnis der Zusammenhänge zu einer guten Beziehung, sicheren Bindung und Vertrauen zwischen Hund und Mensch bei.