Viele Hunde leben heutzutage eng mit ihren Menschen zusammen. Die Fälle, in denen die Tiere an der Kette oder im Zwinger gehalten werden, sind hierzulande zum Glück selten geworden. Zum Glück, weil Hunde ausgesprochen soziale Tiere sind und eine sehr enge Bindung zum Menschen eingehen (können). Wenn sie dauerhaft oder hauptsächlich isoliert und abgesondert vom Menschen und/oder anderen Hunden gehalten werden, führt das zu Stress, Deprivation, psychischen Schäden und in gewissen Fällen stereotypen Verhaltensweisen.
Neben Sozialkontakt haben unsere Hunde natürlich auch noch andere Bedürfnisse (u. a. ausreichend Futter, Wasser, Schlaf, Beschäftigung, körperliche Auslastung, Sicherheit, Hygiene, Erfahrung von Selbstwirksamkeit…) deren Erfüllung für ein gesundes Leben notwendig ist.
Den meisten von uns ist diese Tatsache beim Hund inzwischen klar, auch wenn die Meinungen darüber, wie man das Zusammenleben mit dem Hund genau gestalten sollte, immer noch recht weit auseinandergehen. Was den Umgang mit anderen Tieren angeht, besteht in Hinsicht artgerechter Tierhaltung sehr viel Aufholbedarf.
Natürlich hat jede Tierart und jedes Tier seine ganz spezielle Bedürfnisse. Was allen unseren Haus- und Nutztieren gemeinsam ist, ist dass sie individuelle Wesen mit eigenem Charakter und Bedürfnissen sind. Beschäftigt man sich mit dem Verhalten von Tieren oder beobachtet seine eigenen genau, stellt man fest wie unterschiedlich die einzelnen Individuen sind.
Wir haben seit etwa 3 Monaten ein paar Hennen und seit ca. 4 Wochen auch eine Handvoll Küken. Es ist wirklich erstaunlich, wie jedes der Tiere seinen ganz eigenen Charakter hat. Natürlich spielt die Hühnerrasse eine Rolle, aber auch innerhalb der Rassen sind die Unterschiede merkbar. Da gibt es das Küken, das sobald ich komme und mich hinhocke, auf meinen Rücken flattert, und das andere, das sich zwischen meine Beine setzt. Da gibt es das kleine Hähnchen, das, seit es 2 Wochen alt ist, gerne etwas abseits der Gruppe die Gegend erkundet, und das andere Hähnchen, das immer den Anschluss sucht.
Säugetiere und Vögel besitzen allesamt große Intelligenz und ein ausgefeiltes Sozialverhalten. Alle Säugetiere teilen mit uns die gleichen Basisemotionen und sind uns in vielen Dingen ähnlicher, als wir oft glauben. Doch auch bei anderen Tiergruppen erweitert die Forschung unser Bild und macht erstaunliche Beobachtungen: Putzerfische, die sich selbst im Spiegel erkennen, Tintenfische, die träumen, und noch vieles mehr.
Warum also behandeln wir viele Tiere so schlecht? Warum verfahren wir mit ihnen nach belieben, als wären sie Dinge ohne eigenen Willen, ohne eigene Bedürfnisse?
Ob es ihnen passt oder nicht, stecken wir sie in viel zu kleine Käfige, isolieren sie von ihren Artgenossen, reißen sie aus ihrem Sozialverband, verfrachten sie in Fahrzeuge und karren sie kilometerweit herum, schlachten sie zu Millionen ab… Wenn ich die Bilder aus Schlachthöfen oder Geflügelgroßbetrieben sehe, kommt mir oft das Grausen…
Warum machen wir einen Unterschied zwischen Tieren, die wir persönlich kennen und solchen, die uns fremd sind?
Ich selbst esse auch hin und wieder (Bio-) Fleisch und konsumiere Milchprodukte aus möglichst artgerechter Haltung (zumindest nach dem, was auf der Packung steht), aber wenn ich die Kälbchen vom Nachbarhof mit ihren Müttern auf der Weide sehe oder unsere Hühner beobachte, frage ich mich immer wieder, wie ich es vor mir rechtfertigen kann, das zu tun, wenn ich es nicht übers Herz brächte, selbst ein Tier zu töten. Zumal ich das Fleisch ja nicht unbedingt zum Überleben brauche und auch andere Dinge essen könnte.
Dieser Text soll nicht die Moralkeule schwingen oder verurteilen. Er drückt nur die Gedanken aus, die ich mir selbst mache. Vielleich kann er auch dich zum Nachdenken anregen.