10 Tipps für einen entspannten Spaziergang

Für viele Hunde sind die Spaziergänge das Highlight des Tages. Diese Freude kann sich aber in so große Erregung steigern, dass ein entspannter Spaziergang nur mehr schwer möglich ist. Für andere Hunde bedeutet der Spaziergang unangenehme Situationen und Stress, wenn sie zum Beispiel sehr unsicher in Begegnungen mit anderen Hunden sind oder Angst vor Menschen oder Autos haben. Egal was genau der Grund für die Aufregung deines Hundes ist, diese Tipps können dir helfen, mehr Entspannung in eure Ausflüge zu bringen.

 

1) Den Spaziergang entspannt starten

Ist dein Hund schon daheim sehr aufgeregt, wird er diese Aufregung mit auf den Spaziergang nehmen, brecht ihr aber in Ruhe auf, beginnt die Runde schon in ganz anderer Gemütsverfassung. Dazu gehört, dass deine Hündin ihr Geschirr gerne anzieht und trägt, sich in Ruhe anleinen lässt und auch mal kurz warten kann, bis du dich fertig angezogen hast.

Wichtig um den Spaziergang überhaupt entspannt beginnen zu können, ist auch, dass sich dein Hund in eurem Alltag generell wohlfühlt. Denn wenn er wegen zu wenig Schlaf, Schmerzen, Überforderung oder ähnlichem generell gestresst ist, wird er das natürlich auch am Spaziergang sein. Fühlt sich deine Hündin aber alles im allem wohl, ihre Bedürfnisse sind erfüllt und es geht ihr gut, dann ist es auch leichter mal ein aufregendes Erlebnis zu verarbeiten und sich wieder zu beruhigen.

 

2) Strecke und Zeitpunkt des Spazierganges bewusst wählen

Geh wenn möglich dort mit deinem Hund spazieren, wo ihr beide euch wohlfühlt, damit erspart ihr euch eine Menge Stress und habt mehr Freude am gemeinsamen Unterwegs-Sein. Hat dein Hund zum Beispiel Angst vor schnell vorbeifahrenden Autos, dann ist es natürlich nicht so günstig an einer stark befahrenen Straße entlang zu gehen. Stressen deine Hündin Begegnungen mit anderen Hunden, kannst du die Strecke oder den Zeitpunkt vielleicht so wählen, dass ihr nicht zu viele Begegnungen habt. Auch die Tageszeit spielt oft eine Rolle – im Sommer ist es oft besser am Abend oder früh morgens eine Runde zu gehen, um der Hitze zu entkommen, während es sich im Winter anbietet den Hauptspaziergang so zu legen, dass ihr dabei im Tageslicht unterwegs seid.

 

3) Dem Hund die Zeit lassen, die er braucht

Wir Menschen wollen oft Stecke machen, wenn wir unterwegs sind. Wir haben ein Ziel oder eine bestimmte Runde im Kopf, für die wir eine bestimmte Zeit zur Verfügung haben. Auch wenn es unter Hunden durchaus die Vertreter gibt, die sich einmal ordentlich auslaufen müssen, bevor sie entspannter werden, gibt es doch auch viele Exemplare, die gerne langsam die Gegend erkunden. Sie sind dabei nicht in einem kontinuierlichen Tempo unterwegs, sondern bleiben immer wieder stehen, wittern im Wind, schauen, schnüffeln am Boden, und gehen dann wieder ein Stück weiter. Hunde brauchen Zeit um (neue) Eindrücke aufzunehmen, einzuordnen und zu verarbeiten. Auch in Begegnungen mit anderen Hunden hilft es ihnen, die Situation erst in Ruhe einschätzen zu können. Werden sie immer weitergezogen und können diesem Bedürfnis, Sinneswahrnehmungen in Ruhe zu verarbeiten, nicht nachgehen, führt das zu Anspannung und Aufregung. Solche Hunde können dann oft gar nicht mehr langsam gehen, wenn der Mensch das dann doch gerne einmal hätte. Deswegen lass deinem Hund die Zeit, die er braucht, und genieße derweilen selbst die Umgebung.

Auch nach aufregenden Erlebnissen kann es gut sein, sich und dem Hund etwas Zeit zu lassen und am oder in der Nähe des Geschehenen durchzuatmen und wieder ruhiger zu werden. So nehmt ihr die Aufregung nicht auf den weiteren Spaziergang mit. Vielen Hunden hilft es, wenn sie (in sicherer Entfernung und sofern sie sich darauf einlassen können) eine kleine Leckerchensuche machen dürfen oder ihr gemeinsam ein paar Übungen macht, die dein Hund gut kann und sehr gerne zeigt. Das lenkt den Fokus auf etwas Angenehmes und dein Hund entspannt sich dabei.

 

 

4) Dem Hund den Raum lassen, den er braucht

Sind Hunde immer nur an der kurzen Leine unterwegs, können sie ihr Bedürfnis nach Bewegung kaum stillen. Sie sind sehr eingeschränkt und haben keine Möglichkeit für selbstbestimmtes Verhalten. Das führt zu Frust und Frust führt zu Stress und in weiterer Folge möglicherweise zu Aggression. Hört dein Hund sehr gut auf den Rückruf, lass ihn, wo das gefahrlos möglich und erlaubt ist, immer wieder mal frei laufen. Bist du dir nicht sicher, ob deine Hündin auf dein Rufen hört, dann mach eine lange Leine (5 oder 10 Meter lang) ans Geschirr und gib ihr so mehr Bewegungsfreiheit. Zusätzlich kannst du deinen Hund auch mal entscheiden lassen, wohin es gehen soll. Keine Sorge, er wird deswegen nicht dominant und schon gar nicht die Weltherrschaft übernehmen. ;-)

Auch in Situationen, in denen dein Hund unsicher ist, kann es hilfreich sein, ihm mehr (Leinenspiel-)Raum zu geben. Eine gespannte Leine führt meist zu mehr Anspannung beim Hund, ist sie locker, bewirkt sie zumindest nicht noch zusätzliche Spannung. Außerdem siehst du besser, wie er von sich aus reagiert. Macht er Anstalten umzudrehen oder ausweichen? Dann lass ihn das tun. (Dass die Leine locker ist, heißt nicht, dass du deinen Hund nicht sichern kannst. Lass die lange Leine durch deine Hände gleiten und wickle den nicht benötigten Teil auf, so ist sie locker, du kannst deinen Hund aber jederzeit stoppen, sollte das nötig sein.)

 

5) Weniger ist mehr

Ist dein Hund schnell gestresst am Spaziergang, dann achte darauf, welches Ausmaß an Zeit oder Strecke ihm gut tut. Stressoren addieren sich nämlich, d. h. dein Hund wird mit jeden aufregenden Erlebnis ein bisschen aufgeregter und reagiert irgendwann vielleicht über, weil es an dem Tag einfach insgesamt schon zu viel war. War er bei der ersten, zweiten, dritten Hundebegegnung noch ansprechbar, explodiert er bei der vierten vielleicht, weil seine Kapazitäten erschöpft sind und seine Impulskontrolle aufgebraucht ist. Möglicherweise ist es für deinen Hund besser eine kürzere Strecke zu gehen, auf der er mehr Zeit zum ruhigen Erkunden hat. Oder vielleicht fühlt er sich wohler, wenn ihr keine Runde geht, sondern eine bestimmte Strecke hin und retour, weil er dann am Rückweg nicht noch mehr neue Eindrücke hat, sondern alles vorher schon gesehen hat. Viele Hunde mögen es immer wieder Neues zu entdecken und erkunden dann neugierig die Gegend. Ist dein Hund aber schnell überfordert von zu vielen Eindrücken, probier doch mal ein paar Tag immer dieselbe Strecke zu gehen. Es könnte sein, dass ihm das Sicherheit gibt und er entspannter wird. Mit der Zeit wirst du deinen Hund einschätzen lernen und wissen, wann es für diesmal genug ist und ihr lieber wieder nach Hause geht.

 

6) Lerne deinen Hund zu lesen

Je genauer du deinen Hund kennst und je akkurater du seine Körpersprache lesen kannst, desto besser kannst du auf ihn eingehen. Du siehst dann ob er entspannt oder gestresst ist, ob er sich wohlfühlt oder Angst hat, ob er dem entgegenkommenden Hund freundlich gesinnt ist, ihm signalisiert, dass er Abstand halten soll, oder selbst ausweichen möchte. Wenn du siehst, wie es deiner Hündin gerade geht, kannst du besser einschätzen, was sie in dem Moment gerade braucht und sie entsprechend unterstützen. Dadurch kommt es zu weniger Missverständnissen zwischen euch. Das führt zu mehr Vertrauen und deine Hündin weiß, dass sie sich auf dich verlassen kann und ihr als Team unterwegs seid.

 

7) Routinen und Rituale etablieren

Routinen und Rituale geben Sicherheit, weil man weiß, was kommt. Vielen schnell aufgeregten Hunden hilft es, wenn man mehr oder weniger gleichbleibende Abläufe im Alltag etabliert. Sie können sich daran orientieren und darauf einstellen. Auch auf dem Spaziergang kann man wiederkehrende Rituale einführen. Bei einem bestimmten Baum gibt es zum Beispiel immer eine Leckerchensuche, bei einer Bank wird kurz Pause gemacht und auf einer Wiese wird ein Spielzeug versteckt und dann gemeinsam gespielt. Der Hund weiß so, was kommt und verbindet die Orte mit einem positiven Gefühl.

 

8) Mit Begegnungen umgehen lernen

Für viele Hunde sind Begegnungen eine spannende Sache, sei es mit anderen Hunden, fremden Menschen, Fahrzeugen, Kühen oder anderen Tieren. Wie in Punkt 3 und 4 schon geschrieben, hilft es ungemein dem Hund genügend Zeit zum Einordnen der Reize und genügend Raum, um gegebenenfalls ausweichen oder umkehren zu können, zu geben. Nicht immer ist das alleine ausreichend, wenn ein Hund stark auf ein Gegenüber reagiert. Sollte das bei deinem Hund der Fall sein, dann lass dich von einem guten Hundetrainer oder einer guten Hundetrainerin unterstützen. Diese können dir helfen einzuschätzen, was dein Hund braucht und Übungen für euch zusammenstellen, die euch auf dem Weg zu entspannten Begegnungen begleiten.

 

9) Erwünschtes Verhalten fördern

Im Hundetraining gibt es verschiedene Philosophien: Manche TrainerInnen arbeiten darüber, unerwünschtes Verhalten (Bellen, In-die-Leine-Springen, Hochspringen...) zu provozieren, um den Hund dann (über Strafreize) zu korrigieren und ihm damit zu zeigen, was er nicht tun soll. Andere TrainerInnen lösen das Problem dadurch, dass sie erwünschtes Verhalten (ruhig einen anderen Hund anschauen, an lockerer Leine gehen, alle vier Pfoten am Boden haben..., am besten noch VOR dem unerwünschten Verhalten) fördern, damit der Hund das öfter zeigt. So lernt der Hund was er tun soll. Du kannst dir wahrscheinlich denken, zu welcher Kategorie TrainerInnen ich gehöre. ;)

Wenn du deinen Hund auf euren Spaziergängen aufmerksam beobachtest, wirst du sicherlich Verhaltensweisen sehen, die dir gefallen. Das könnte sein, dass deine Hündin sich nach dir umschaut, dass sie von sich aus zu dir kommt, dass sie an lockerer Leine geht... Belohne und lobe deine Hündin dafür und sie wird sich immer öfter so verhalten.

 

10) Das richtige Maß an gemeinsamer Beschäftigung und Freizeit, Anregung und Entspannung finden

Wie auch im übrigen Alltag ist es für einen gelungenen Spaziergang wichtig, ein ausgewogenes Gleichgewicht zu finden. Das eine Extrem wäre deine Hündin dauerzubeschäftigen, das andere ohne Interaktion hintereinander herzutrotten. Wie immer im Leben ist es die richtige Mischung, die dazu führt das Mensch und Hund sich wohlfühlen und Spaß haben: ein paar Minuten etwas üben, dann darf der Hund wieder seinen Interessen nachgehen und schnüffeln, gemeinsam etwas erkunden oder spielen, dann geht ihr wieder entspannt weiter, vielleicht macht ihr an einem Bach oder bei einer Bank eine Pause und setzt den Weg dann fort. Wichtig ist, dass ihr gemeinsam unterwegs seid und beide auf eure Kosten kommt.

 

 

 

Wenn du mehr darüber wissen willst, wie du eure Spaziergänge entspannte gestalten kannst und welche Übungen euch dabei unterstützen, dann melde dich für meinen Kurs „Der Weg zum entspannten Spaziergang“ am.